"Solo für einen 420er":
Am 13. Mai 2001 überquert ein Kurzzug der S3 die Remstalbrücke bei Neustadt-Hohenacker.
Hier, nur wenige Kilometer entfernt vom Ausgangspunkt der Murrbahn in Waiblingen, ist von der Murr noch weit und breit nichts zu sehen.
Stattdessen überquert dieser südwestliche Ast der Murrbahn an dieser Stelle mit einem der markantesten Bauwerke der KBS784 die Rems.
Foto: Michael Sauer
Es war ein leiser Abschied.
Und scheinbar nur die Fahrzeuge der Baureihe 423 wimmern noch heute eindringlich und unüberhörbar ihren Vorgängern auf dieser S-Bahn Linie nach.
Seit Anfang März ist zwischen Waiblingen und Backnang das seit 1981 so vertraute Summen der Baureihe 420 verstummt.
An ihrer Stelle sind endgültig die beinahe anklagend wirkenden Kreischgeräusche der neuen S-Bahn Generation getreten.
Schon seit zwei Jahren brachen zunehmend verstärkt die sich in GFK-Form manifestierten Botschafter eines neuen "Discount-Zeitalters" auf der S3 ein.
Mit der fortschreitenden Auslieferung weiterer ET423, die von einer kontinuierlichen Abgabe von 420ern der 5. und 6.Bauserie begleitet wurde, reduzierte sich zusehends der Anteil von ET420 Umläufen entsprechend dieser Entwicklung.
In den letzten Wochen und Monaten bis Anfang März 2005 gab es meist nur noch zur HVZ ein kurzes Stelldichein mit der Baureihe 420 in Backnang.
Am Dienstag, den 1. März war der letzte reguläre Umlauf mit einer 420er Garnitur auf der S3 anzutreffen.
Ab diesem Zeitpunkt fiel die Baureihe 420 aus allen Umlaufplänen der S3 heraus.
Es war kein Zufall, dass bereits am Sonntag, den 3. April die letzten beiden Vertreter der älteren Bauserien (420 349 und 420 360 mit Taschenschiebetüren) ihr angestammtes Bw in Plochingen mit dem Ziel Rhein/Ruhr verließen.
Die Auslieferung des bestellten Kontingents an ET423 ist nahezu abgeschlossen.
Damit können alle Leistungen auf der S3 und die über die Schwabstraße hinausgehenden Umläufe der S1 durch diese Baureihe abgedeckt werden.
Vorausgesetzt, der Schadbestand hält sich in Grenzen.
Sollten sich zuviele "Tamagotchies" an "Elektronen verschluckt" haben, so besteht weiterhin die Chance auch mal wieder einen ET420 auf diesen Strecken zu erleben.
Die Chance, das dabei ein 420 auch auf der S3 wieder zu Ehren kommt, ist allerdings denkbar gering.
Ausfälle von 423ern können am einfachsten von der in Plochingen einsetzenden S1 mit 420ern aus dem nahen Betriebswerk kompensiert werden.
Bekanntlich lassen sich die beiden Baureihen nicht gemeinsam im normalen Betrieb gekuppelt einsetzen.
So muss peinlichst darauf geachtet werden, das in den Umläufen keine Zugverstärkungen durch zusätzliches Ankuppeln weiterer Einheiten an den anderen Endpunkten im Netz vorgesehen sind.
Auch das Schwächen eines Zugs, z.B. eines 420 in Herrenberg, hinterließe dort eine Einheit, die wiederum nicht mit anderen Umläufen gekuppelt werden kann.
So ist stets bei den Ausflügen einer Baureihe in die Umlaufpläne der anderen Baureihe darauf zu achten, das beide sich buchstäblich "nicht zu nahe" kommen dürfen.
Wie schon erwähnt, wird diese Situation durch die besondere Lage des Betriebswerks in Plochingen in Verbindung mit der Linie S1 ein Stück weit entschärft.
Dies gilt jedoch nicht für die S3, welche auf dem Laufweg zwischen Backnang und Stuttgart-Vaihingen, bzw. Flughafen, zumeist eine Zuführung durch Leerfahrten von und nach Plochingen bedarf.
So sind die Chancen äußerst gering, die Baureihe 420 tatsächlich nochmals auf der Murrbahn zwischen Waiblingen und Backnang antreffen zu können.
Auch wenn für die Zukunft nie ganz auszuschließen ist, dass es mal wieder kurzzeitig auch auf der Murrbahn summt, so setzen die ersten Tage im April 2005 dennoch für die S3 einen einschneidenden Wendepunkt dar.
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